Es wird höchste Zeit, hier mal eines meiner allerliebsten Inselalben zu würdigen. Eine mir persönlich äußerst wichtige Scheibe, die ich niemals missen möchte. Gestern Abend, als ich das Ding mal wieder auf dem Plattenteller hatte, faßte ich deshalb den Entschluß diesbezüglich heute gleich zur Tat zu schreiten und eine Rezi zu verfassen.
Diese Art von relaxter, total entspannter Rockmusik ohne jede Effekthascherei, die trotzdem niemals ins banale oder oberflächliche abdriftet, gibt es heute eigentlich überhaupt nicht mehr. Obwohl schon irgendwie erkennbar ist, dass das Album aus den 70ern stammt (Hammond-Orgel; analoge Synthiesounds usw.), fiel mir trotzdem gestern wieder auf, wie zeitlos die Kompositionen als solche eigentlich sind und wie wenig das Material daher auch gealtert ist.
Weiterhin äußerst positiv ins Gewicht fallen die unglaublich warm und natürlich klingende Produktion und die instrumentalen Leistungen der Musiker, die ihre unzweifelhaft exzellenten Fähigkeiten stets in den Dienst der Songs stellen und auf spektakuläre Ego-Eskapaden erfreulicherweise verzichten.
Der Melodienreichtum der einzelnen Stücke ist einfach sagenhaft - oft gibt es auch mehrstimmige Refrains - und trotzdem gelingt es der Band dabei, nie seicht und kitschig zu klingen oder in beliebiges, allzu gefälliges Hausfrauengedudel zu verfallen. Diese ganzen Klippen werden äußerst elegant umschifft.
Die musikalische Mixtur die geboten wird, setzt sich im wesentlichen aus Westcoast, AOR / Melodic Rock, ein bißchen Pop, einer Prise Hardrock, aber auch Einflüssen aus Prog und funky Elementen zusammen. Das ganze Album ist durch die Bank, bei aller Eingängigkeit, extrem abwechslungsreich gehalten, macht aber trotzdem einen dichten und geschlossenen Eindruck und enthält nicht einen schwachen oder überflüssig erscheinenden Ton.
Das alles liegt irgendwo im Gravitationsfeld von Toto, Supertramp, Steely Dan, 10 CC oder den Eagles und des öfteren höre ich auch eine Portion Atlantis durch, bei denen Alex Conti ja vorher spielte.
Der flotte und kraftvolle Opener "On The Run" ist wohl von allen Stücken dasjenige, welches am stärksten in Richtung (gemäßigtem) Hardrock tendiert, bei dem fulminanten 10-Minüter "Between The Lines" dagegen treten an einigen Stellen dezent progressive Ideen hervor und vor allem die Orgel klingt einfach schlicht sensationell bei diesem Stück, die Band spielt sich im Verlauf geradezu in einen Rausch. Das beschwingte, angefunkte "Sorry To Say" wiederum verschafft auf der Stelle gute Laune und zaubert einem ein ganz breites Lächeln ins Gesicht. Auch hier werden die Spielfreude und hervorragende Eingespieltheit der Truppe mehr als deutlich.
Weitere tolle Stücke: "Jesus Came Down", "Chasing Colours" oder "Key To The Rhyme" - im Prinzip ist jeder einzelne Song ein Anspieltip, der für sich alleine stehen kann. Einfach eine klasse Scheibe, von vorne bis hinten !
Die Songs
1. "On the Run" - 4:06
2. "Sorry to Say" - 3:05
3. "Time Bomb" - 3:16
4. "Chasing Colours" - 3:47
5. "Do I Love You" - 4:05
6. "Key to the Rhyme" - 4:34
7. "Jesus Came Down" - 3:42
8. "Between the Lines" - 10:22
Die Band
James Hopkins-Harrison (Gesang)
Martin Tiefensee (Bass)
Alex Conti (Gitarre, Gesang)
Dieter Ahrendt (Schlagzeug)
Geoffrey Peacey - (Keyboards, Gesang, Gitarre)
Detlef Petersen - (Orgel, Keyboards, Gesang)
